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Für eine bessere Schule in Berlin – mehr Bildung von Anfang an!

DIE GEW BERLIN RUFT AUF:

Gemeinsame Bildungsdemonstration
10. September 2011 | 11.00 Uhr | Alexanderplatz

(genauer Treffpunkt: Alexanderplatz / Grunerstraße, zwischen Landesbank und Alexa)


AUFRUF DER GEW
:

Liebe Eltern, Kinder, SchülerInnen und KollegInnen,

die Abgeordnetenhauswahlen von Berlin stehen vor der Tür. Das ist ein guter Zeitpunkt, um den Politikern unsere Forderungen für eine bessere Bildung in Kita und Schule zu Gehör und Gesicht zu bringen.

Das Bildungswesen in Berlin ist krank. Es mangelt an Kitaplätzen, häufig fällt Unterricht aus, Lehrer und Fachkräfte in den Kitas fehlen, Schulgebäude und Kitas sind marode. Damit werden unseren Kindern die Zukunftschancen beschnitten. Deswegen fordern wir mehr Investitionen in die Bildung.

  • Es müssen ausreichend LehrerInnen und ErzieherInnen in die Einrichtungen, zusätzlich brauchen wir dringend eine fachgerechte Vertretungsreserve.
  • Wir brauchen mehr Kitaplätze!
  • SchülerInnen und Kinder, aber auch die KollegInnen, brauchen sachgerechte und saubere Räume, die motivieren und jeden mit Freude und Lust in die Schulen und Kitas gehen lassen.
  • Die Arbeitsbedingungen der PädagogInnen sind die Lernbedingungen der Kinder und SchülerInnen. Sie müssen verbessert werden. Arbeit, die krank macht, führt zu längerfristigen Fehlzeiten bei LehrerInnen und ErzieherInnen, dies führt zu großen Gruppen und Unterrichtsausfall.

Wir protestieren! Solidaritätsbekundungen und Wahlversprechen reichen uns nicht. Es muss mehr in Bildung investiert werden.

Perspektiven Bochum

Bildungsproteste – Perspektiventreffen in Bochum

04.-10. Oktober 2010
Seit mehreren Jahren gibt es vernetzte Proteste im Bildungssystem unter verschiedenen Labels. Viele haben dabei versucht, auf möglichst viel Öffentlichkeitswirksamkeit und Massenkompatibilität zu setzen. Die Forderungen entsprachen zwar immer auch grundsätzlichen linken Ideen, kratzten aber aus diesem Grund nur an der Oberfläche. Wirkliche Veränderungen blieben dagegen weitgehend aus.

Dies überrascht uns nicht, da unsere Wünsche nach Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung dem Konkurrenzdenken und den damit verbundenen Machtverhältnissen in dieser Gesellschaft widersprechen. Der Verwirklichung unserer Wünsche müßte also ein gesellschaftlicher Wandel vorweg gehen, der sich nicht kurzfristig vollzieht. Den anzustoßen dürfte eine größere Herausforderung darstellen, als alle Wertewandel der letzten Jahre, da er mit dem Aufgeben der tradierten kapitalistischen Handlungs- und Denkschemata verbunden ist.
Durch diese Feststellung wollen wir uns nicht zur Apathie (Teilnahmslosigkeit) verleiten lassen, sondern wenden uns teilweise vielleicht noch zu entwickelnden anderen Aktionsformen zu und begeben uns auf den Weg zu einer emanzipierten Gesellschaft mit einem entsprechend emanzipatorischen Bildungssystem.
Wir wollen den Versuch wagen. Radikalisieren (im Sinne von an die Wurzel gehen) wir unsere Kritik, dezentralisieren wir unsere Aktivitäten, gehen wir ehrlich und offen mit der Gesellschaft um und konfrontieren sie da, wo wir mit ihren Strukturen konfrontiert sind, mit unserer Kritik. Entwickeln wir Positionen. Fordern wir das, was Stand unserer Diskussion ist. Nehmen wir als Betroffene unsere Belange selbst in die Hände und probieren unsere Ideen aus.
Soll auch Deine Politik eine andere werden? Wir wollen mit Dir gemeinsam unser politisches Denken und Handeln neu gestalten. Hin zu einer Politik der direkten Aktion, einer Politik der unmittelbar wirksamen, selbst initiierten Veränderung. Konfrontieren wir gemeinsam die mit
kapitalistischer Ideologie durchtränkte (Hoch-)Schullehre mit unserer Kritik, setzen wir ihr selbstbestimmte Seminare und Bildungsforen entgegen und bestimmen wir selbst, was und wie wir lernen und leben!
 
Deshalb laden wir zu einem einwöchigen Perspektiven-Treffen vom
*04. bis 10. Oktober 2010* nach *Bochum* ein.
Dort wollen wir unsere Erfahrungen und Meinungen austauschen, im solidarischen Dialog Positionen entwickeln und Raum schaffen, um gemeinsame Aktionen zu planen. Es geht uns also um gute Diskurse, in denen alle Platz finden und nicht um Gewaltreden, mit denen Menschen hinter einem Standpunkt versammelt werden, um dann eine Minderheit zu übergehen. Um eine Kultur des gewaltfreien und gemeinsamen Umgangs zu fördern, werden wir uns an den Ideen der gewaltfreien Entscheidungsfindung im Konsensprinzip orientieren.
Wir wollen keine großen Massenaktionen, sondern direkte, vernetzte Umsetzungen eines anderen Bildungs- und Gesellschaftssystems ebenso wie die konsequente direkte Konfrontation des bestehenden Systems und seiner Protagonist*innen mit unserer Kritik.
Wirklich selbstbestimmt Lernen und Leben!
AG Perspektiven

Sudbury-Pädagogik

Die Sudbury-Pädagogik geht auf eine Gruppe von Eltern und Pädagogen zurück, die im Jahre 1968 die Sudbury Valley School nahe der Stadt Framingham im US-Bundesstaat Massachusetts gründeten. Die Sudbury-Gründer waren zwar überzeugt vom Konzept der Summerhill-Schule, dieses ging ihnen im Grad der demokratischen Selbstbestimmung jedoch nicht weit genug.

Die Sudbury Valley School ist keine Internatsschule, was den Umfang der zu lösenden Probleme deutlich reduziert. Man stellt den Schülern die Teilnahme am regulären Unterricht frei, die aktuelle Abiturquote (A-Level) liegt nach Angaben der Schule bei 98 %. In Sudbury Valley hat sich indessen im Laufe der Jahre eine Lernkultur entwickelt, die ohne regulären Unterricht auskommt.18 Lehrer erteilen Kurse nur auf Anforderung der Schüler. Ein normierter Abschluss wird nicht angeboten, die Gesetzgebung schreibt lediglich geringe Mindestanforderungen in Englisch und Mathematik vor, die von Sudbury-Schülern in der Regel problemlos erfüllt werden.

Auf Schülerwunsch werden Vorbereitungskurse für externe Abschlussprüfungen erteilt. Die Abiturquote liegt derzeit bei 86 %. Die Grundsätze der heutigen Sudbury-Schulen können folgendermaßen zusammengefasst werden: Die Kinder und Jugendlichen entscheiden selbst, womit sie ihre Zeit verbringen. Dies setzt voraus, dass keiner von ihnen gezwungen wird, etwas Bestimmtes zu lernen oder zu tun. Lehrpläne existieren nicht, nur auf ausdrückliches Verlangen der Schüler wird Unterricht erteilt. Alle Beteiligten, einschließlich der Pädagogen und Mitarbeiter, sind gleichberechtigt. Sie haben die gleichen Rechte, aber unterschiedliche Rollen. Rechte werden in Regeln festgelegt, letztere werden wiederum auf wöchentlichen Schulversammlungen demokratisch diskutiert und per Mehrheitsentscheid beschlossen. Vom gewählten Justizkomitee werden Strafen bei Verstoß gegen die Regeln verhängt. Jeder hat die Möglichkeit, in die Berufung zu gehen. Wie in Summerhill werden auch in Sudbury Valley Strafen v.a. als symbolische Geste zur Versöhnung mit der Gemeinschaft verstanden.

Übereinstimmend mit anderen reformpädagogischen Modellen wird in Sudbury-Schulen sowohl auf Klassenstufen und damit Alterstrennung als auch auf Bewertungen verzichtet. Eine Besonderheit ist, dass auch schriftliche Beurteilungen, wie sie etwa in Waldorf- und Montessori-Einrichtungen üblich sind, nicht erteilt werden.

Das Modell der Sudbury-Valley-School wurde in den USA und Kanada von vielen  Schulgründungsinitiativen erfolgreich nachgeahmt. In den 90er Jahren erreichte die Sudbury-Gründungswelle Australien, Israel und schließlich Europa.

Der Jena-Plan

Der Jena-Plan geht auf den Erziehungswissenschaftler Peter Petersen zurück, der 1923 bei seiner Berufung nach Jena die deutschlandweit einmalige Situation einer universitären Versuchsschule vorfand. Er baute diese zur Forschungsschule aus und untersuchte systematisch den praktischen Erfolg diverser pädagogischer Ansätze. Aus diesen Forschungen entstand ein Metakonzept, das Elemente verschiedener Reformpädagogiken zusammenführt und um eigene Ideen ergänzt. Es ist 1927 im Rahmen der Konferenz New Education Fellowship in Locarno unter dem Namen Jena-Plan bekannt geworden. Petersen verstand Schule als Lern- und Lebensort, der wesentlich durch die zentralen Prinzipien Selbständigkeit, Gemeinschaft und Mitverantwortung geprägt sei. In seinem Konzept der Bildungsgrundformen stellt er das Gespräch, das Spiel und die Feier heraus. Petersen wendet sich gegen das Primat des Individualismus: Ob als Gruppengespräch im Kreis oder als Zweiergespräch in der freien Arbeit – die soziale Interaktion ist für Petersen Grundlage des sozialen Lernens. Der Lehrer organisiert den Rahmen für Lernprozesse, sorgt für eine anregende Umgebung und eine aktive Gestaltung der pädagogischen Situation. Wesentliche Lernprozesse werden von den Kindern selbständig untereinander gestaltet. In altersgemischten Gruppen ist der Wechsel sozialer Rollen und damit das Hineinwachsen in unterschiedliche Anforderungen alltäglich.

Zu einer Jena-Plan-Schule gehören außerdem feste Rituale, die den Zusammenhalt der Gemeinschaft stärken sollen und zudem Orte der Präsentation sind, an denen Lernerfolge vor der Gemeinschaft gezeigt und gemeinsam zelebriert werden. Jede Woche beginnt und endet mit einer kleinen Feier, dazu treten Monats- und Jahresfeiern. Üblicherweise gliedert sich die Arbeit in einer Jena-Plan-Schule in drei Bereiche: Fächerübergreifender Kernunterricht, Kursunterricht in speziellen Fächern und Freie Arbeit, in der die Wahl des Faches freigestellt ist. Organisatorisch ist der Schulalltag so gestaltet, dass er nicht als Alltag empfunden wird, dass Lernen und Leben in Einklang gebracht werden. An die Stelle des seinerzeit (und weitgehend ja auch heute noch) üblichen Systems der künstlichen Untergliederung des Schultages in 45-minütige Lerneinheiten, das Petersen abwertend als Fetzenstundenplan bezeichnete, weil es keine Zeit lasse, Themen, Fragen und Problemstellungen tiefgründig zu entfalten, tritt der Wochenplan, der Lernziele formuliert und zeitliche sowie methodische Freiräume zu deren Erreichung einräumt.

Im Mittelpunkt eines jeden Schultages steht eine Gruppenunterrichtsphase in den Jahrgangsübergreifenden Stammgruppen, die die nach Geburtsjahrgängen gebildeten Klassen ersetzen.

Zensuren werden nicht erteilt, an ihre Stelle ist ein Arbeits- und Leistungsbericht getreten, wobei Selbstkontrolle und Gruppenrückmeldungen zentrale Prinzipien darstellen.

Der ursprüngliche Jena-Plan sah eine gemeinsame 10-Jahres-Schule für alle vor, die staatliche Jenaplan-Schule in Jena hat inzwischen eine genehmigte und sehr erfolgreich arbeitende Oberstufe, die mit dem regulären Thüringer Abitur abschließt.

Jena-Plan ist heute in Europa, vor allem aber in den Niederlanden verbreitet, wo mehr als 450 Schulen nach Petersens Vorschlägen arbeiten.